Die Zahlen der Wahrheit – Die führenden Anbieter im Gespräch

Vergleich Gesamtkosten (TCO) zwischen Verbrenner und E-Fahrzeug am Beispiel VW ID3 vs. VW Golf TDI

"Auto & Wirtschaft Österreich" Nr. 02/2022

Auf Basis der TCO ergibt sich ein monatlicher Kostenvorteil des ID3 von rund EUR 108,- pro Monat bzw. von über EUR 5.000,- auf vier Jahre gerechnet gegenüber einem VW Golf TDI.

Zu beachten ist dabei allerdings, dass der wesentliche Teil der Kostenersparnis aus der Möglichkeit zum Vorsteuerabzug resultiert und in der Berechnung die aktuelle E-Mobilitätsförderung 2021 für Unternehmen angesetzt wurde. Bei den Stromkosten wurden primär private Ladungen (am Unternehmensstandort und beim Dienstwagennutzer zu Hause) berücksichtigt . Öffentliche Ladungen würden mit höheren Kosten zu Buche schlagen.

Im Detail zeigen sich in den einzelnen Kostenpositionen typische Unterschiede:

  • Das E-Fahrzeug hat deutliche höhere Anschaffungskosten (im Beispiel +28%) und damit auch höhere Finanzierungskosten.
  • Für das E-Fahrzeugfällt keine motorbezogene Versicherungssteuer an, allerdings ist die Kaskoversicherung durch den höheren Anschaffungspreis üblicherweise höher.
  • Der geringere Rabatt auf E-Fahrzeuge wird in diesem Beispielfall durch die E-Mobilitätsförderung kompensiert.
  • Die Wartungskosten des E-Fahrzeugs sind um rund 50% geringer.
  • Die Reifenkosten für das E-Fahrzeug sind ca. doppelt so hoch wie beim Dieselfahrzeug (18“-Durchmesser vs. 16“ beim Diesel).
  • Die Treibstoffkosten des Diesels sind rund doppelt so hoch, wie beim E-Fahrzeug. Allerdings kann öffentliches Laden, die Stromkosten in die Höhe treiben.

Höchst spannend ist ein genauerer Blick in die Wartungskosten bei solchen Fahrzeugvergleichen. Unter Wartung sind hier nicht nur die vom Hersteller vorgeschriebenen Arbeiten gemeint, sondern auch Verschleiß- und Defektreparaturen.
Hier verdeutlichen schon zwei Zahlen in welchem Verhältnis Verschleiß- und Defektreparaturen stehen: ein Verbrennungsmotor besteht aus rund 2.000 Teilen – ein Elektromotor hingegen nur aus etwa 200 Teilen.
Und sogar beim Bremsverschleiß ist das E-Fahrzeug (trotz höherem Gewicht) deutlich im Vorteil, da die meisten Bremsungen elektrisch via Rekuperation erfolgen.
Weiters entfällt mit dem Ölwechsel eine große Kostenposition des Verbrenners beim E-Fahrzeug.
Selbst bei den Service-Intervallen ist der ID3 im Vorteil, da er nur alle 24 Monate in die Werkstatt muss, der TDI aber selbst beim Long-Life-Service-Intervall alle 24 Monate oder maximal 30.000 km.D.h. bei mehr als 15.000 km pro Jahr muss der ID3 weniger oft in die Werkstatt.
Hingegen ist der vorgesehene Zeitaufwand für ein Service beim ID3 mit 1.40 Stunden etwas höher als beim Diesel mit 1.30 Stunden. Die ist vor allem bedingt durch den höheren Prüf- bzw. Kontrollaufwand der Hochvoltausstattung.

Wie wichtig ist für Ihre Kunden die Ersparnis bei den Unterhalts- und vor allem den Servicekosten?

Entscheidend sind für die Kunden die Gesamtkosten (Totel Cost of Ownership - TCO) – aus welcher Kostenart diese kommen ist letztlich nicht so entscheidend.

Kann man grob sagen, wie viel man sich beim Umstieg auf ein E-Auto sparen kann?

So ganz allgemein lässt sich das nicht sagen, da viele Parameter auf die Kosten  Einfluss haben: Fahrzeugsegment, km-Leistung, Förderungen, private Lademöglichkeiten.

Weiters ist die Investition in Ladeinfrastruktur auch zu berücksichtigen.

Im hier gezeigten Beispiel bringt das E-Fahrzeug auf vier Jahre gerechnet eine Preisersparnis von 15% gegenüber dem Diesel.

Gibt es Punkte, die bei einem E-Auto dafür kostenintensiver sind, z. B. die Reifen?
Ja, die Finanzierungskosten (durch höhere Anschaffungskosten), die Reifenkosten (durch größere Dimensionen) und die Kaskoprämie (durch höhere Anschaffungspreise) sind bei einem E-Fahrzeug vergleichsweise höher als bei einem Diesel.

Kann das Operative-Leasing-Programm einfach so auf E-Autos umgelegt werden, oder muss das Konzept für die neue Mobilität überarbeitet werden?

Die Kostenarten sind bei E-Fahrzeugen zwar gleich aber sowohl der Fuhrparkmanager als auch der Kunde haben in diesem Fall einiges mehr zu berücksichtigen. Für den Fuhrparkmanager ist es deutlich schwerer das Preisniveau für E-Fahrzeuge am Gebrauchtwagenmarkt in z.B. vier Jahren richtig einzuschätzen. Beim Verbrenner hat in der Regel eine Tankkarte für den Firmenwagennutzer gereicht, was leider bei E-Fahrzeuge (eine Ladekarte) aktuell oft nicht ausreicht – speziell, wenn regelmäßig weitere Fahrten unternommen werden und man auf öffentliche Ladestationen angewiesen ist. Weiters ist es mit einem Fullservice-Leasingangebot für ein E-Fahrzeug nicht getan, denn die Kunden erwarten sich auch eine kompetente Beratung zum Thema Ladeinfrastruktur und Förderungsmöglichkeiten.

01.02.2022 - Fuhrpark